Mittwoch, 31. März 2021

Düppel-Quarantäne 121: Holznägel

Material: geradfaseriges Hartholzstück, zusammenzunagelnde Holzstücke

Werkzeug: Messer, Säge, optional Schnitzaxt, Bohrer (normal min.1cm Durchmesser), Holzstück oder Klöpfel

1. zu nagelnde Holzstücke durchbohren

2. Hartholzstück auf die Länge des Lochs plus ca. 2-3 cm sägen

4. Hartholzs spalten sodass man Stücke mit quadratischem Querschnitt hat. Die Kantenlänge des Quadrats entspricht etwa dem Durchmesser des Lochs, sodass die Ecken auf keinen Fall in das Loch passen

5. Quader runterschnitzen sodass er gerade so noch nicht in das Loch passt. Das heruntergeschnitzte Stück sollte noch Kanten haben, es kann auch gerne quadratisch in Querschnitt sein. An einem Ende können 1-2cm dick gelassen werden, müssen sie jedoch nicht

6. Holznagel komplett in das Loch einschlagen. Er sollte an beiden Enden überstehen

7. Beide Enden können abgesägt werden oder rundgeschnitzt werden, je nach Anwendungsbedarf

Roskilde Museum hat ein schönes Video zu Holznägeln in Schiffen, die aufgrund der notwendigen Abdichtung nicht im Querschnitt vierkant gelassen werden.

Authentizität: Holznägel wurden immer und überall jedoch in leichten Variationen verwendet. Beispielanwendungen: Hausbau, Möbelbau, Schiffbau,...





Dienstag, 30. März 2021

Düppel-Quarantäne 120: Wollsorten

Dies ist eher ein Erfahrungsbericht als ein eigenes Projekt. 

Vor etwa 2 Jahren begann ich Haare diverser Kreaturen zu sammeln um sie zu verspinnen, nadelzubinden und in einer Decke zu verarbeiten. Anstoß war eine Analyse aus York, die zeigte dass gar nicht einmal so viele Stoffe ausschließlich aus geschorenen Haaren von einer Sorte Schafen hergestellt waren. Viele Textilien enthielten Beimischungen anderer Schafsorten, einige enthielten Wolle die bei der Lederherstellung abgefallen war, aber einige enthielten auch Haare anderer Wesen wie Ziegen.

Ich habe inzwischen 103 Proben verarbeitet, wobei ein paar Sorten doppelt sind weil ich an Wolle in verschiedenen Verarbeitungsständen gekommen bin

* >65 Schafsorten

* 8 Hundesorten

* 2 Eselsorten

* 1 Kaninchesorte (Angora)

* 3 Katzensorten

* 1 Ziegensorte (Mohair)

* 1 Mensch (ich)

* 1 Kamel

* 2 Alpaka Sorten

* 2 Pony Sorten

* 1 Rindersorte

* Schweifhaar/Quastenhaar von Rind und Pferd

Alle Haare außer Schaf, Ziege, Kamel und Alpaka sind ausgekämmt, die vier gerade genannten Tierarten sind geschoren.

Meine (unvollständige) Erkenntnisse aus dem Prozess:

1. Kurze gerade Dicke Haaren lassen sich am schwersten Spinnen (Pony, Rind, Esel, manche Hunde)

2. gefolgt von sehr unbiegsamen langen Haaren (Schweifhaar, Quastenhaar)

3. Wenn Menschen die Wolldecke im Vergleich streicheln landen sie immer bei den Hundewollen. Von all den Sorten ist Hundewolle - von allen verarbeiteten Hunden - die weichste, flauschigste und wärmste Wolle

4. Katzenwolle ist am Anfang sehr flauschig, verfilzt aber wie die Pest. Selbst das anfassen um sie zu spinnen reicht dass sie verfilzen. Nach dem verfilzen wird jedes Textil starr und nur noch milde flauschig

5. Schafswolle ist sehr sehr divers. 

Das sind die für mich herausstehenden Punkte. Wer Fragen hat: immer her mit.



Montag, 29. März 2021

Düppel-Quarantäne 119: Apfelpflücker

Material: lange frische Haselrute, Weiden, Schnur

Werkzeug: Schnitzmesser, optional Holzstück ca. Größe eines Apfels

1. Hasel an dünnem Ende vorsichtig 30 cm weit Spalten (Messer leicht eindrücken und dann durch Drehen des Messers Holze entlang der Fasern aufhebeln). Jede Hälfte jeweils noch einmal gleich tief halbieren, sodass man 30cm vor Ende der Haselrute in Viertel aufgeteilt hat.

2. Um den Spaltungspunkt Schnur mehrfach wickeln und verknoten, um zu verhindern dass die Unterteilung weiter ausreißt

3. Die Viertel in den 10 bis 15 cm hinter der Schnur ausdünnen, damit sie sich leichter nach außen/innen biegen lassen. Ausdünnen, indem man die Mitte herausschneidet, sodass aus dem Dreieckigen Querschnitt eher ein rechteckiger Querschnitt wird

4. Viertel sanft nach außen drücken und mit dünnen Weiden anfangen zu flechten. Dazu nimmt man zwei Weiden und legt das jeweils dünne Ende nach innen. Dann geht man mit einer Weide drüber - drunter - etc. und gleichzeitig mit der zweiten Weide an derselben Stelle drunter - drüber etc. (die beiden Weidenruten werden also so geflochen dass an jeder Stelle wo eine Weide drüber geht die andere drunter geht. 

5. weiter Flechten und dabei weiter aufdrücken bis jeweils ein zweiter Stock neben die Haselviertel passt. Neue dünne Weiden nehmen wann immer nötig.

6. vier dickere Weidenruten ca. 30cm lang abschneiden und anspitzen. Parallel zu jedes Haselviertel eine dickere Weidenrute so weit reinschieben wie möglich.

7. weiter aufdrücken rauswärts flechten. Dabei die dickeren Weidenruten von den Haselvierteln trennen und getrennt einflechten. 

8. wenn die der gespreizte Bereich groß genug ist um einen Apfel zu fassen, anfangen ihn wieder reinzuziehen bis er zu einem Zylinder wird. Hierzu kann ein Apfelgroßes Holzstück zur Orientierung und zum drumrum-drücken helfen

9. Zylinder Flechten bis mindesten 1-2 Äpfel reinpassen. Die letzten Weidenenden entlang der Haselruten zurück in's Geflecht schieben um sie zu sichern

10. Haselruten und dickere Weidenruten können abgeschnitten werden wenn sie zu lange herausstehen. Jedoch sollten sie mindestens 3-4 cm über das Geflecht herausstechen - diesen Überstand verwendet man um die Äpfel abzudrehen.

11. trocknen lassen

Authentizität: vollkommen unbekannt. Dies war meine Idee nachdem ich Drahtkorb-Apfelpflücker aus den Pionierzeiten Nordamerikas gesehen hatte. Der Test letzten Herbst ergab dass man damit durchaus ganz gut ernten kann.




Sonntag, 28. März 2021

Düppel-Quarantäne 118: Bank

Material: 1 dickes Brett (mind. 3-4 cm dick), 4 "Beine" (Rundhölzer oder Vierkanthölzer mit mind. 4cm Durchmesser und 40cm Länge)

Werkzeug: Bohrer für 4cm Durchmesser (Forstner Bohrer) oder Stechbeitel und Klöpfel, Säge, leichtes Beil oder anderes Mittel um zu beschnitzen

1. In Brett an vier Ecken Löcher bohren/ausstechen. Die Löcher sollten leicht schräg verlaufen sodass gerade hineingesteckte Beine schräg nach außen abstehen. Sie können durch das Brett durchgehen, müssen es aber nicht unbedingt (bei dicken Brettern)

2. Beine zuschnitzen sodass sie gerade so in die Löcher passen - sie sollten durch Reibung festsitzen können, also nicht zu klein schnitzen

3. Beine einstecken. Ggf. einklopfen.

4. Beine Absägen so dass Bank eben steht

5. Wenn Beine über die Bank-Oberfläche hinausstehen, dann den Überstand ebenfalls absägen

Dies ist Ilka's Werk, ich knipse nur.

Authentizität: Hockerfunde dieser Art sind mit bekannt, als Bank bin ich mir nicht ganz sicher aber da es die einfachste und gleichzeitig sehr effektive Art ist eine Bank herzustellen, halte ich sie für sehr wahrscheinlich.


 

Dienstag, 9. März 2021

Düppel-Quarantäne 117: Reisigbesen

Material: Stock, Schnur, Reisig

Werkzeug: Gartenzange, Messer

1. Zweige etwa gleicher Länge abschneiden bis man eine Handvoll hat

2. Zweige derart bündeln, dass die Schnittfläche glatt abschließt und alle halbwegs dicht parallel liegen

3. an 3-4 Stellen mit ca. 10cm abbinden

4. Stock anspitzen. Hinter der Spitze alle Hubbel glattschnitzen und Schnitte setzen die wie Widerhaken zur Spitze liegen

5. Stock mit Spitze nach oben auf den Boden stellen. Reisigbündel darauf aufsetzen, sodass der Stock mittig sitzt. Beides anheben und wiederholt sanft auf den Boden schneiden um den Stock in das Reisigbündel zu treiben

6. Reisig ggf in Form stutzen

Authentizität: Besen dieser Art sind einfach, praktisch und brauchen kein besonderes Material. Es ist sehr wahrscheinlich dass etwas dieser Art verwendet wurde.












Montag, 8. März 2021

Düppel-Quarantäne 116: Kaninchenpfote

Material: Kaninchen, 1,2m Lederband, optional3cm Durchmesser Kreis dünnes Leder

Werkzeug: Messer

1. Pfote im Gelenk abtrennen (passiert üblicherweise eh im Zuge vom Häuten). Lose hängend aufhängen sodass keine Tiere herankommen und sie trocknen kann

2. Wenn vollständig getrocknet (optional: Schnittfläche mit Leder abdecken, sonst 3.)

3. Mitte des Lederbandes  verwenden um Knoten um Pfote zu binden (Optional: und dabei Lederstück herunterzubinden)

4. Enden mit Gleitknoten binden, um als Talismann um den Hals tragen zu können

Authentizität: Hasenpfoten tauchen als Talisman in jüngeren Zeiten auf, inwiefern sie im 12. Jhd verwendet wurden ist mir nicht bekannt. Jedoch sind die Pfoten ein "Abfallprodukt" und während Kaninchen meineswissens nicht heimisch waren, sind Hasen durchaus auf dem Menü von Düpplingern vorstellbar (Knochen von Wild wurden gefunden, auch wenn dies in dieser Zeit vermutlich Wilderei war)









Sonntag, 7. März 2021

Düppel-Quarantäne 115: Gleitknoten

Eine Kurze Anleitung, aber immer nützlich vorallem wenn man Kindergruppen betreut die sich irgendwelche Dinge um den Hals hängen wollen. Einfacher zu zeigen als zu erklären, ich tue mein Bestes

Material: ca 1m glattes Band - ideal ist rundes Lederband

1. Die zwei Enden vom Band nehmen und zwischen Daumen und Zeigefinger derart halten, dass sie parallel liegen aber das eine Ende links und das andere andere Ende rechts herausschaut. Wir nehmen das rechte Ende für den Knoten. Dieses sollte 8-10cm herausstehen.

2. Rechtes (Knoten-)Ende auf sich zurückfalten, sodass eine Schlaufe rechts von Daumen und Zeigefinger ist

3. Knotenende ca. 1,5 cm nach der ersten Schlaufe noch ein zweites Mal auf sich zurückfalten, sodass es wieder nach rechts zeigt

4. Knotenende 3-4 Mal von der linken Schlaufe Richtung rechte Schlaufe wickeln

5. Knotenende durch rechte Schlaufe stecken

6. links vom Knoten an beiden Bändern ziehen. Eines sollte durch den Knoten rutschen, das andere sollte die soeben erwähnte rechte Schlaufe zuziehen. Rechte Schlaufe komplett zuziehen

7. das Ganze umdrehen und Punkte 2-6 mit dem anderen Ende wiederholen.

Die beiden Knoten sollten sich nun einzeln am Band entlang verschieben lassen, sodass man das gesamte Band länger oder kürzer ziehen kann.

Authentizität: keinerlei Nachweis oder Indiz dafür, dass dies verwendet wurde.










Samstag, 6. März 2021

Düppel-Quarantäne 114: Horn-Zunderdose

Material: aufbereitetes Horn, Dünnes Brettchen, Wachs, (Deckel: Blase, Lederband)

Werkzeug: Säge, Bleistift, Schliefpapier oder Feile, Topf mit Wasser, Schale, Schere,

1. ca. 10cm langes Segment Horn absägen

2. unteres Ende (kleinere Öffnung) auf Brettchen legen, innen drumrum Zeichnen und mit 2mm Luft aussägen

3. Mit Feile oder Schliefpapier schliefen, bis es fast passt

4. Hornsegment 30-60 Minuten kochen

5. Brettchen in größere Öffnung einsetzen und zur kleineren hin eindrücken. Hierbei ist das Ziel, dass das Horn sich um die letzten kleinen Unpassendheiten anpasst, um einen dichtenden Sitz zu sichern

6. über Nacht abkühlen und trocknen lassen

7. Wachs in Schale schmelzen, Boden in Wachs tunken um vollends abzudichten. überschüssiges Wachs abwischen. Wenn man einen Horn-Becher herstellen will, dann kann man hier das Innere mit Wachs ausgießen und ist fertig.

8. obere Öffnung auf Blase legen und mit 2cm Abstand drumherum zeichen.

9. Blase einweichen, mit Außenseite zum Gefäßinneren über Öffnung ziehen und mit Lederband anbinden

Die Blase trocknet hart aus und lässt sich dann wie ein Deckel abnehmen und wieder drüber schieben. Sie ist eine semipermeable Membran, die so aufgebracht Feuchtigkeit von innen raus, aber nicht von außern reinlassen soll. Ein Holzdeckel ist aber nicht viel schlechter.

Authentizität: ich las von Horn-Zunderdosen, die später zu Pulverhörnern wurden. Allgemein wurde Horn für viele Dinge verwendet, wo Wasser das Hauptthema ist, auch z.B. für Wetzsteine bei der Ernte wo sie bis vor 100 Jahren eingesetzt wurden. Jedoch kenne ich keine guten Fundbelege die auf Düppel richtig passen.


 

 














 

Dienstag, 2. März 2021

Düppel-Quarantäne 113: Horn aufbereiten

Material: Horn

Werkzeug: Raspel, immer feiner werdendes Schleifpapier und Schleifklotz, optional Bienenwachs. Ideal ist ein Arbeitplatz mit einem fest verankertem Stock auf den man das Horn stecken kann.

Diese Anleitung nimmt an, dass das Horn keinen Knochen mehr enthält. Wenn das Horn noch Knochen enthält, dann legt man das Horn in die Sonne einige Tage zum Trocknen - der Knochenkern schrumpft und lässt sich dann rausziehen. Wenn man sein Horn nicht vom Fleischer erhält, dann enthält es sehr wahrscheinlich keinen Knochen mehr.

1. Hornoberfläche mit der Raspel abarbeiten bis alle großen Unebenheiten entfernt sind. Auch tiefe Unebenheiten (Macken etc) müssen so entfernt werden, dieser Schritt ist also ziemlich viel Arbeit. Ideal ist es, hierbei immer in diesselbe Richtung zu arbeiten

2. Mit grobem Schleifpapier in eine andere Richtung gesamtes Horn überarbeiten, bis Raspelmarkierungen nicht mehr sichtbar sind

3. Mit etwas feinerem Schleifpapier wieder in noch eine andere Richtung überarbeiten, bis Markierungen von vorherigem Schleifpapier nicht mehr sichtbar sind... etc. bis poliert

Optional wenn das Horn als Trinkgefäß verwendet werden soll: Bienenwachs schmelzen und Horn damit ausgießen.

Authentizität: Trinkhörner in der Form eines ganzen Horns passen für Düppel nicht. Außerdem waren Hörner der Größe des abgebildeten nicht von Rindern sondern nur von den im 12. Jhd so gut wie ausgestorbenen Auerochsen erhältlich und deswegen ausgeschlossen. Horn wurde als Material jedoch vielseitig verwendet und Schritte 1-3 sind für jede weitere Verarbeitung nötig.